Identreime
von
Lucas Gruen
30.3.2007
Eine ganz alltägliche Geschichte
Ein alter Schwerenöter namens Klaus.
Und damit wär die Story auch schon aus.
Doch dann würd nie ein Isonett daraus,
das heißt, erst jetzt beginnt der wahre Strauß:
Spät nachts verlassend seiner Liebsten Haus,
darin gefeiert er bei üpp'gem Schmaus
und drauf der Liebe pflegt' in Saus und Braus,
trat Klaus ins Morgendämmerlicht hinaus.
Noch schläft die Stadt, man sieht nicht Mann, nicht Maus,
noch traut sich keine Politesse raus.
Doch sie, sie harrt schon seiner, ei der Daus:
sein Eheweib, am Eck des Bankenbaus.
Sie schwingt die Neunschwanzkatze, weh der Graus –
für Klaus bleibt unvergessen ihr Applaus.
21.3.2007
Aus Ostfriesland
In Friesland, wo die Sonnen später sinken,
wo Frau'n so schön, dass sie sich niemals schminken,
und fein verziert mit Spitz' und güldnen Rinken
der Trägerinnen Trachtgewänder blinken,
band einst an seiner Liebsten Türe Klinken
ein Bauernbursch, ein Crack im Kartenzinken,
der's liebte, durch die Poker-Bars zu hinken,
wenngleich auch nur auf einem Bein, dem linken,
mit trickgeübten Fingern, seinen flinken,
zum Schlag von Amseln, Drosseln, Staren, Finken
als Liebesgabe einen Räucherschinken,
dran listig ließ er ein Gedichtlein winken:
"Die ganze Welt reimt sich auf Dich, auf Inken!"
Darob tat sich die Maid mit Tee betrinken.
18.3.2007
Das Kompliment
„Ach, Schatz, die Krönung: deine Götterspeise!
Ich wüsste nicht, was mehr ich an dir preise.“
Er sprach dann auch noch von der klugen Weise,
wie fein sie putzend zög' im Haus die Kreise.
Pat reicht' das nicht, sie sprach für sich ganz leise:
„Den atz ich nicht, bis dass er einst vergreise,
und putz ihm durch den Staub die freie Schneise.
Für meinen Liebreiz gibt's noch andre Gleise!“
Gesagt, getan: Sie buchte eine Reise
für sich und für den Briefzusteller Heise.
Wenngleich der schlicht und hatt' zudem 'ne Meise,
im Bett mit ihm war's wie im Paradeise.
Der Gatte meinte nur, ein Flittchen sei se.
Und damit war auch schon die Kuh vom Eise.
11.3.2007
Der Schock fürs Leben
Ich hörte grad von einem Pekinesen,
der einsam streicht durchs Bergland der Vogesen,
er sei verliebt in eine Katz gewesen,
ein Rasseweib vom Stamm der Siamesen.
Sie hätten lang gefrönt der Lust am Pesen,
nicht nur bis in die Stadt der Genuesen,
nein, unverzagt und gänzlich ohne Spesen
sogar bis in die Lande der Chinesen.
Dort habe er in einer Bar am Tresen
per Zufall eine von den coolen Thesen
des dortigen Friseurverbands gelesen.
Seitdem trag' er den Schnitt der Irokesen.
Von diesem Schock sei Miez nicht mehr genesen:
Verwaist sei'n ihrer Liebe Longue Chaisen.
Antwort auf diese „Fabel“