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30.3.2007

Was man in Runen ritzte

In Walhalls Garten saß im grünen Grase
ein künstlerisch begabter alter Ase
und ritzte Runen ein für seine Base
in eine rosarote Blumenvase.

Die Base neben ihm, ein alter Hase,
die gern sich aufhielt in der Grünoase,
las seine Vaseninschrift mit Emphase
mit Hilfe einer Brille auf der Nase.

Nachdem sie fertig war, griff sie zum Glase
voll süßen Honigweins – und eine Blase
vom zugesetzten Götterprickelgase,
die brachte beide Asen in Ekstase.

Auf jener Vase stand die Runen-Phrase:
Ich liebe Dich, oh Base, dass ich rase!



26.3.2000

Des Minnesängers herbe Not

Es saß Herr Walther von der Vogelweide
auf grünem Hügel in der Frühlingsheide
in seinem faltenreichen Sonntagskleide,
gewebt aus blauem Leinen und aus Seide.

Die Sorge wohnte ihm im Eingeweide,
denn bei der Wirtin stand er in der Kreide,
und Walther schwor im Stillen tausend Eide,
dass er in Zukunft Bier und Rotwein meide.
 
“Den reichen Bauern, wie ich ihn beneide,
das Vieh im Stall, die Scheune voll Getreide!
Versetzen muss ich Kleider und Geschmeide,
mein Lebensglück steht auf des Messers Schneide.“

Doch hoch im Bild die Vöglein, alle beide,
sie ahnten nichts von ihres Herren Leide.

20.3.2007

Des Minnesängers Frühlings-Katarrh


Der Minnesänger Hartmann von der Aue
zog stark erkältet durch die Deutschen Gaue
wehklagend, dass der Schleim sich in ihm staue,
und er sich seine Stimme ganz versaue.

“Am Wegesrand die Blume, jene blaue,
ob ich sie rode und die Wurzel kaue,
mal hoffend, dass ich sie auch gut verdaue
und aus den Blättern einen Tee mir braue?“

Die Tee-Idee war wirklich eine schlaue!
Die Stimme, ihr entfleuchte alles Raue,
klang nicht mehr wie ein klägliches Miaue.

Mit neuem Mut im frischen Morgentaue
ritt er zur Burg hinan zur hohen Fraue,
auf dass er sie mit seinem Lied erbaue.

 


12.3.2007

Die Folgen einer vergeblichen Werbung

Am Ufer saß die Nymphe Magelone,
das Lockenhaar bekränzt von rotem Mohne,
in grünem Slip und gänzlich oben ohne,
damit sie ihren Büstenhalter schone.

Sie ward erblickt von eines Königs Sohne,
der Liebespfeil traf seines Herzens Zone.
Er sprach zu ihr: „Ich geb’ dir eine Krone,
sei du die Königin auf meinem Throne!“

Sie wies ihn ab und rief mit kaltem Hohne:
“So wisse, dass ich nur in Quellen wohne,
umrahmt von Klee und wilder Anemone,
dein Thron, er int’ressiert mich nicht die Bohne!“

Der Prinz riss aus dem Halfter die Kanone
und schoss ins Herz sich eine Bleipatrone.


11.3.2007

Andere Länder, andere Sitten

Ein Sultan, weil er Sonnenstrahlen hasste,
saß unterm Baldachin aus feinstem Baste
im Liegestuhl aus Holz (und nicht aus Plaste)
sanft spielend mit des Ruhekissens Quaste.

Derweil geschah’s im Harem im Palaste,
dass man sein Weib beim Ehebrechen fasste.
Suleika aß mit Ali Hummerpaste,
erlaubte ihm, dass er sie geil betaste.

Weil das dem Sultan überhaupt nicht passte,
befahl er eine Strafe, eine draste,
auf dass die Schmach nicht länger auf ihm laste.

Den Ali hing man auf an hohem Aste,
im Winde schwankend wie am Fahnenmaste. –
Suleika darbt bis heute noch im Knaste.


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10.3.2007

Lieschen Müllers Reimsucht ist unheilbar

Wenn Shakespeare einst ihr Zeug gelesen hätte,
Verschandelung der Kunstform der Sonette
in endreimgeiler Monotonfacette,
sein Magen machte manche Pirouette.

Und auch Petrarca schmisse wohl, ich wette,
auf dass er seines Zornes Wogen glätte,
des Lieschens Schundgereimsel, das komplette,
verachtungsvoll hinein in die Toilette.

Ein Autor riet ihr aus LQ’s Stafette:
Dreh’ lieber Runden, dass sie nicht verfette,
mit deiner Dackeldame Henriette,
statt auszutüfteln solch Sonett-Schmonzette!

Doch bleibt ihr Hirn vernagelt hinterm Brette
und generiert am Fließband ‚Identette’.


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9.3.2007

Eine wahrhaft erschröckliche Klamotte

Aus Angst, dass er in Finsternis verrotte
entkroch ein Olm in klebrig zähem Trotte
dem kalten kühlen Dunkel seiner Grotte,
zum Licht trieb’s ihn wie Schmetterling und Motte.

Im Freien draußen traf er eine flotte
dem Fischmarkt grad entwischte Kieler Sprotte.
Er bat: “Sei du mein Weib, ich nenn’ dich Lotte!“
Sie sagte „Ja!“ und dankte ihrem Gotte.

So lebten sie in Freuden im Komplotte,
bis dann vom nahen Campingplatz ein Schotte
sie meuchlings mörderte mit der Garotte,

im Sud sie garte in erhitztem Potte
mit Bärlauchblättern, Zwiebel und Karotte –
der Schleim vom Olm gelierte im Kompotte.

 

8.3.2007

Hochmut kommt vor dem Fall

Ein Kaufmann sah im Lenz ein Weib in Leyden,
das war so schön wie’s Röslein auf der Heiden.
Er wollt’ sich stets an ihrem Anblick weiden,
drum ward alsbald ein Ehepaar aus beiden.

Die liebe Frau, sie war nicht grad bescheiden,
der Sinn stand ihr nach Perlen und Geschmeiden,
nach Abendroben aus den feinsten Seiden –
sie ließ sich für ihr Leben gern beneiden.

Noch ärger aber war ihr anzukreiden,
dass sie begann, ihm Freiheit zu beschneiden!
Sie konnt’ sein Faible für Musik nicht leiden,
verhasst war Klassik ihr – er liebte Haydn.

Kurzum, es ließ sich leider nicht vermeiden:
Im Winter ließ der Mann sich von ihr scheiden.

 

 

Identreime von
Sigrid Dreyer

MINNESÄNGER

vogelweide